Liebe Michaela,

Herzlich willkommen in meiner VIR-Community!

 

Liebe Michaela, herzlich willkommen bei Meet&Greet! Ich freu mich so, dass Du Dir die Zeit nimmst, mit mir zu plaudern! Beim Vorbereiten meiner Fragen ist mir aufgefallen, was ich Dich alles immer schon fragen wollte! Zum Beispiel: Du bist Jugend – und Kinderbuchautorin und Literaturagentin. Studiert hast Du aber Jura – in welcher Reihenfolge ist denn bei Dir alles passiert?

Auf den ersten Blick passt das vielleicht nicht zusammen, aber zu mir passt es irgendwie schon. Ich habe, wie die meisten Autoren, unheimlich viel gelesen und schon sehr früh Geschichten geschrieben. Aber daraus meinen Beruf zu machen, das hätte ich mich direkt nach der Schule nicht getraut. Damals stand es Fifty-Fifty zwischen Germanistik und Jura. Fand ich beides spannend und ich habe mich für Jura entschieden. Übrigens kann man auch dafür den Umgang mit Sprache mehr als gut gebrauchen 😉. Nach meinem Studium habe ich in einem Verlag angefangen und über diesen Umweg unter anderem das Rüstzeug als Agentin und als Autorin dazu gepackt. Ergänzt sich doch eigentlich ganz gut, oder?

Aaaaaah! Juristin bei einem Verlag war die erste Station! Ja, das ist dann natürlich gleich viel schlüssiger! Beim Recherche-bedingten Durchstöbern Deiner Autorenwebsite hab ich mich wieder erinnert, dass wir beide eine gemeinsame Vergangenheit bei Thienemann/Planet! haben! Wir haben sogar zu denselben Reihen und Anthologien beigetragen, und sind vom Stil her eindeutig auf einer Wellenlänge! Auch einen Hang zu Pferden haben wir gemeinsam. Schon bei unserem ersten ,Telefonat hab ich gemerkt, dass die Chemie stimmt, Du wolltest mich aber auf jeden Fall persönlich kennenlernen, bevor wir eine, Zusammenarbeit eingehen. Warum ist Dir ein guter Draht zu „Deinen“ Autoren und Illustratoren so wichtig?

Meine Agentur ist ja eher klein und exklusiv und ich bemühe mich, den Kontakt zu meinen Autoren genauso zu pflegen wie zu den Verlagen. Dafür wähle ich mir sorgfältig aus, mit wem ich arbeite denn aus Erfahrung weiß ich: ich bin in meinem Wirken am besten, wenn ich vollständig überzeugt bin und für die Ideen und die Künstler brenne. So gut die Möglichkeiten über E-Mail & Co. heute auch sind, wenn man sich persönlich kennt, arbeitet es sich ganz anders.

Kann ich gut nachvollziehen! Und ich habe unser erstes Treffen in München auch noch in bester Erinnerung! War ein super nettes Gespräch und ich war so glücklich, dass Dir meine Projekte so gut gefallen haben! Ich glaube ja sehr daran, dass unsere Passion, das, was uns begeistert und antreibt, sich spielerisch schon in unserer Kindheit ausdrückt. Ich hab zum Beispiel schon mit acht
angefangen Gedichte und Geschichten geschrieben und Bücher waren schon sehr früh meine ganz große Leidenschaft. War das bei Dir ähnlich?

Das war bei mir ganz genauso. Ich kann zum Beispiel überhaupt nicht schön malen, konnte ich schon als Kind nicht. Deshalb habe ich meinen Eltern zum Geburtstag und zu Weihnachten lieber eine Geschichte geschrieben, statt ihnen ein Bild zu malen. Und gelesen habe ich alles, was die Stadtbibliothek im Regal hatte und in meinem Zimmer hätte man aus den Büchern Regale bauen können.

Ich bin fürs Malen ähnlich talentiert, aber meine Eltern mussten sich trotzdem über meine Kunstwerke freuen, hehe! Lass uns erst über Dich als Agentin sprechen. Wie verstehst Du Deinen Beruf? Wie siehst Du Deine Aufgabe als Literatur-Agentin? Und was fasziniert Dich daran?

Ich habe sehr gerne mit Menschen zu tun und Menschen für ein gemeinsames Projekt zusammenzubringen, das macht mir viel Freude. Außerdem kann ich, denke ich, sehr gut zuhören und verstehen, was ein Verlag will und den bestmöglichen Autor finden, der das umsetzen kann. Und umgekehrt, für einen Autor und seinen Text die bestmögliche Verlagsheimat finden.

Das kann ich nur bestätigen! Deine Agentur ist (ich glaube in Deutschland als einzige?) auf Kinder – und Jugendbuch-Autoren und – Illustratoren spezialisiert. Warum diese Nische? Weil Du damit eine Marktlücke füllst? Oder weil für Kinderliteratur Dein Herz schlägt? Oder beides?

Über die Marktlücke habe ich mir damals, als ich vor knapp 20 Jahren die Agentur gegründet habe, weniger Gedanken gemacht. Es ist, wie du sagst, mein Herz schlägt für die Kinderliteratur. Damit kenne ich mich aus, die wollte und will ich mit vielen schönen Büchern bereichern!

Gibt es besondere Erfolge für Dich als Agentin, die für Dich absolute Highlights waren/sind? Möchtest Du uns teilhaben lassen?

Ach, das sind im Laufe der Jahre sehr viele. Angefangen vom ersten vermittelten Buch, unsere Spiegelbestseller, unsere Preisträger – unter anderem der Hansjörg-Martin-Preis und sogar der Jugendliteraturpreis – die Realisierung von Buchtiteln als Theaterstück, gute Pressebesprechungen, begeisterte Fanbriefe … Aber ganz ehrlich, ich freue mich heute noch ganz genauso über jedes Paket mit Belegexemplaren und feiere jeden einzelnen Titel mit Stolz, den wir bei einem Verlag unterbringen konnten.

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sind Deiner Meinung nach essentiell für Deinen Beruf als Agentin?

Einiges hatten wir ja oben schon: ein guter Draht zu Menschen, die Fähigkeit zuhören zu können, aber auch in aller Kürze gut zu pitchen – also auf eine Idee neugierig machen zu können – Verhandlungen führen zu können, die das Beste erreichen, aber so fair bleiben, dass man sich auch zu dem nächsten Projekt wieder zusammenfinden mag… Und Geduld, viel, viel Geduld!

Gibt es eine Frage, von der Du Dir wünschtest, dass (angehende) Autoren sie Dir öfter stellen würden?

Ich wünsche mir vor allem, dass neue Autoren sich gut über die Branche und den Markt informieren, nicht das schreiben, was es schon zigfach gibt, sondern originell und neugierig bleiben und ihr Handwerk beherrschen – das macht den Unterschied aus zwischen einem Hobbyautor und einem Profi.

Zu wie viel Prozent siehst Du Dich zur Zeit als Agentin, zu wieviel Prozent als Autorin? Wenn Du Dich entscheiden müsstest, auf welchen Anteil könntest Du eher verzichten?

Ich bemühe mich, beides zu 100 Prozent zu sein und das gestaltet es manchmal schwierig. Jedenfalls ist mein Anspruch, dass ich für jeden meiner Künstler da bin, wenn er mich braucht und trotzdem will ich tolle Bücher schreiben. Mein Geheimnis ist, dass meine Tage ein paar Stunden mehr haben als die der anderen, aber verrate das bitte niemandem 😉 Ich will mich nämlich nicht entscheiden, ich tue einfach weiterhin beides gerne!

Eine wunderbare und würdige Antwort :-D! Aus meiner Sicht gelingt Dir auch beides zu hundert Prozent ❤️! Und das ist auch schon meine beispielhaft elegante Überleitung zu meinem Gespräch mit Michaela Hanauer, der Autorin! Als Du zu schreiben begonnen hast, hattest Du da noch einen „Tagesjob“? Welche war Deine erste Buchveröffentlichung?

Vielen Dank! Und sehr geschickte Überleitung – es geht ja auch wirklich Hand in Hand! Geschrieben habe ich ja schon seit der Grundschule, aber mein früherer Tagesjob war, wie gesagt, in einem Kinderbuchverlag. Von einer Auftragsarbeit mit einem fliegenden Hund abgesehen, war meine erste Buchveröffentlichung eine kleine Serie, die „Pony & Co“ hieß.

Welche Themen machen Dir Spaß? Hast Du immer ein Projekt, an dem Du gerade arbeitest oder gab es schon längere Phasen in denen Du nicht geschrieben hast und wenn ja, warum?

Spaß habe ich an sehr vielen Themen von Tiergeschichten bis Fantasy, von Liebe bis Krimi, am liebsten mit Humor und Augenzwinkern – ich setze mir da selbst keine Grenzen oder Denkverbote. Natürlich gibt es bei mir Tage oder sogar Wochen, in denen ich nicht schreibe, schon allein, weil in der Agentur etwas Wichtiges ansteht. Aber über einen längeren Zeitraum habe ich eigentlich noch nie pausiert und sei es nur, dass eine kleine spontane Idee zu Papier gebracht werden musste. Aber das kennst du ja sicher auch, stimmt’s!?

Ich versuche wirklich, jeden Tag an meinem aktuellen Projekt weiterzuschreiben, auch wenn’s mal nur zwei Sätze sind. Und ich hatte vor einigen Jahren in meinem Privatleben einige gröbere
Herausforderungen, die mit einer bis dahin nie gekannten Schreibblockade einhergingen. Das war echt schlimm für mich, weil ich mich so sehr über meine Arbeit definiere. Ich musste erst
lernen, dass ich auch jemand bin, wenn ich nicht schreibe – dann ging’s wieder. Und dann hab ich Dich gefunden ❤️! Für den Schluss hab ich mir meine Fragen zu Deinem wunderschönen neuen Buch „Rulantica“ aufgehoben! Zuallererst herzlichen Glückwunsch zu dem super erfolgreichen Start des Buches, das offenbar eine Punktlandung beim Zielpublikum geschafft hat! „Rulantica“ ist eine Ozean-Fantasy- Geschichte für Kinder etwa ab 10. Mit diesem Buch hat es ja etwas Besonderes auf sich, würdest Du den „Rahmen“ für „Rulantica“ kurz erklären?

Rulantica ist nicht nur eine Fantasy Geschichte rundum Meermenschen, die nordischen Götter und eine verborgene Insel mit einem dunklen Geheimnis, sondern es entsteht auch als die neue Indoor-Wasserwelt beim Europark in Rust. Man kann also das Abenteuer mit Aquina, Mats und Snorri nicht nur lesen, sondern auch hautnah durchschwimmen oder entlang rutschen. Das ist auch für mich als Autorin etwas ganz Besonderes, meine Fantasie in voller Pracht und Größe zu erleben und sogar berühren zu können.

Ich bin gerade mittendrin in Deinem Buch und finde es so spannend! Auch die Bezüge zur nordischen Mythologie mag ich total gerne. Bei „Sleip“ und „Nir“, den beiden Kelpies oder „Wasserpferden“ musste ich lächeln. Als Islandpferdebesitzerin und Island-Freundin, ist mir „Sleipnir“, Odins achtbeiniges Pferd natürlich ein Begriff, und aus acht Beinen zwei mal vier Beine zu
machen, finde ich ja schon sehr witzig ;-)! Ich vermute mal, dass einige Eckpunkte der Handlung von „Rulantica“ vorgegeben waren, da Freizeitpark und Buch ja Zusammenpassen mussten. Ich stelle mir den Prozess ein bisschen so vor, als würde man mit einem Co-Autor zusammenarbeiten. Das habe ich bei zwei Büchern gemacht und es als eine ziemliche Herausforderung empfunden, gleichzeitig aber auch viel gelernt. Wie frei durftest Du Dich denn beim Schreiben bewegen? Musstest Du Kompromisse eingehen?

Das war in der Tat ganz anders als der normale Schreibprozess, viel mehr Teamarbeit, ein nicht immer leichter Abstimmungsprozess zwischen dem Park, dem Verlag und mir, denn es mussten ja ganz unterschiedliche Anforderungen erfüllt werden. Ausdenken kann man sich alles, bauen nicht unbedingt. Die Geschichte soll ohne Vorwissen im Park intuitiv erlebbar sein – für die ganze Familie, aber als Kinderbuch unabhängig davon unterhalten. Wir wollten Mädchen und Jungen erreichen, die Eltern nicht ausschließen, eine skandinavische Atmosphäre schaffen, einen spannenden Plot in einer großen Welt erzählen, die noch Platz für viel mehr lässt. Wasserwelt und Buch sollten einzeln funktionieren, sich aber gemeinsam mit besonderem Wow-Effekt ergänzen. Logischerweise musste ich dafür wieder einmal gut zuhören können, Wünsche in Worte umsetzen und natürlich auch zahllose Kompromisse suchen und finden…

Die Illustrationen zu „Rulantica“ sind einfach traumhaft, manche hätte ich gerne in Groß an der Wand hängen! Helge Vogt ist meiner Meinung nach einfach der perfekte Illustrator für dieses Buch. Ich bin immer so nervös, wenn meine Lektoren mir erste Cover-Entwürfe schicken. Ist es Dir genauso gegangen? Und: Hattest Du ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Illustrators?

Ich liebe, was Helge Vogt gemalt hat! Vom ersten Bild an wusste ich, dass wir uns ergänzen und wir den richtigen Illustrator ausgesucht hatten – denn die Auswahl war ebenfalls eine Gemeinschaftsentscheidung von Verlag, Park und mir – auch Helges Bilder sollten zu der Grundanmutung passen, die die gesamte Welt Rulantica hat und das hat er mehr als perfekt hinbekommen!

Im Sommer soll schon der zweite Band erscheinen, das heißt, ich nehme an, Du bist fleißig am Schreiben?

Richtig geraten!

In meinem Computer sitzt – wie Du ja weißt 😉 – ein fetter Ordner mit Buchprojekten in verschiedenen Stadien, von bloßen Ideen über halbfertige Exposés bis zu fix und fertigen Romanen. Gibt es nach Rulantica 2 schon ein neues Schreib-Projekt, das Dir im Kopf herumspukt? Oder bist Du froh, wenn Dich die Muse danach ein bisschen in Ruhe lässt?

Genau wie du habe ich so einen Ordner mit zig Ideen, die darauf warten, dass ich Zeit für sie habe. Eine spukt mir ganz besonders im Kopf herum, aber die muss sich hinten anstellen und wird auch nicht verraten 😉

Eine letzte Frage: Hast Du einen Rat für angehende SchriftstellerInnen? Sei es als Agentin oder als Autorin?

Für Schriftsteller gilt, was für die meisten Berufe gilt: Übung macht den Meister. Aber wie schon gesagt, auch das Handwerk gehört dazu, wer es wirklich ernst meint, sollte sich nicht nur auf seine Begabung verlassen, sondern auch daran arbeiten und sich weiterbilden. Und es macht total Sinn, sich einen oder mehrere Testleser zu suchen, die nicht nur schmeicheln, sondern offen und ehrlich sagen, wenn eine Textstelle oder ein Handlungsstrang noch nicht sitzen. Kluge und konstruktive Kritiker sind sehr, sehr wertvoll! Genauso wie tolle Kolleginnen wie du, mit denen man sich austauschen kann – das bereichert enorm!

Liebe Michaela, noch einmal ganz herzlichen Dank für Deine Zeit! Und tausend Dank auch für die drei Exemplare Deines wunderschönen Buches, die Du für unser Gewinnspiel zur Verfügung gestellt hast! Es war toll, mit Dir zu plaudern, sowohl mit Michaela, der Agentin, als auch mit Michaela, der Autorenkollegin! Ich kann’s nicht oft genug sagen: Ich bin sehr froh, dass wir uns gefunden haben!

Vielen Dank, liebe Chantal, es war mir ein großes Vergnügen mit einer meiner Lieblingsautorinnen und -kolleginnen zu plaudern!

Und jetzt zu unserem exklusiven Gewinnspiel:

Wenn Du eines der drei signierten Hardcover-Exemplare von „Rulantica“ gewinnen möchtest, dann beantworte bitte bis zum 8.1. 2020 per Mail an mich folgende Frage: „Wie heißt Odins sagenumwobenes achtbeiniges Pferd?“

Du findest die Antwort im Interview.

Die Literaturagentur Hanauer findest Du hier: www.agentur-hanauer.de

Michaelas Autoren-Website findest Du hier: michaelahanauer.de

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Deine Chantal