Lieber Stephan,

Ich freu mich so, dass Du Dir die Zeit für unser virtuelles Geplauder nimmst –
Du bist der erste Illustrator, der bei meinem Meet&Greet zu Gast ist!

Hallo Chantal,

mache ich sehr gerne, vielen Dank für die Möglichkeit, mal etwas über das „Illustratoren-Dasein“ zu erzählen.

Ich bin SO dankbar, dass wir uns für KURT gefunden haben. Du hast das Einhorn meiner Träume erschaffen! Lass uns gleich bei KURT bleiben – Als Du den Text gelesen hast, hattest Du mein grummeliges Einhorn da gleich vor Deinem geistigen Auge? Oder musstest Du Dich an ihn „herantasten“? Für mich wirkt es, als wäre er Dir „aus dem Stift gehüpft“.

Schon immer mochte ich die etwas schrägeren Figuren lieber als die netten und hübschen. Privat male ich auch eigentlich nur etwas schrägere Themen, die machen mir einfach mehr Spaß. (s. www.schicke-schinken.de😉)

Als ich das Angebot bekam, ein Buch über ein Einhorn zu illustrieren, hatte ich erst ein wenig Angst. Der Markt ist ja voll von rosa Glitzer-Einhörnern, die ich immer ein wenig eintönig finde. Aber der schräge, muffelige Kurti ist mir direkt ans Herz gewachsen, da ging das Illustrieren schnell und leicht von der Hand.

Derzeit ist schon KURT 4 geplant. Hast Du mit einem so erfolgreichen Buch gerechnet?

Es ist sehr schwer zu durchschauen, ob ein Buch erfolgreich wird oder nicht. Ich erhoffe mir grundsätzlich nie etwas von einem neuen, von mir illustrierten Buch. Stellt sich dann ein Erfolg ein, wie bei Kurti oder dem Grolltroll, freue ich mich darüber dann doppelt.

Für die Grafik-Affinen unter meinen LeserInnen – wie entstehen denn die Illustrationen?

Den Anfang macht das Lesen des Textes. Dabei mache ich mir Notizen: Aussehen der Protagonisten, Szenen, die sich gut zum Illustrieren eignen würden, usw…
Bekomme ich eine Geschichte mit neuen Protagonisten, beginne ich mit Charakterstudien, dabei tauscht man sich natürlich mit dem Verlag aus. Gerade beim Bilderbuch überlege ich mir auch, welche Textpassagen eigentlich gestrichen werden könnten, weil sie bereits durch das Bild erklärt werden.
Dann schaue ich, wie viel Platz ich überhaupt für die Illustration zur Verfügung habe.
Der Text wird relativ grob von mir gesetzt. In die Lücken scribble ich dann die ersten groben Entwürfe der Illustrationen. Diese Scribbles schicke ich dem Verlag, bekomme darauf Rückmeldungen, korrigiere und schicke die aktualisierten Scribbles wieder dem Verlag. Sind alle Seiten zufrieden, mache ich mich an die Vorzeichnungen. Diese werden wiederum dem Verlag präsentiert, der wiederum korrigiert.
Danach beginne ich mit den Reinzeichnungen. Die Digitalisierung hat auch bei den Illustratoren Einzug gehalten, inzwischen arbeite ich nur noch mit dem Rechner (Bis auf das private „Ausgleichsmalen“). Die Kolorierung mache ich also auch am Rechner. Die fertigen Reinzeichnungen maile ich dann dem Verlag.

Von der allerjüngsten Vergangenheit in die graue Vorzeit 😉: Warst Du in der Schule einer, der immer schon wusste, was er machen wollten und konsequent seinen Weg gegangen ist?? Oder bist Du ein Quereinsteiger, der erst was ganz „Konventionelles“ gemacht hat?
Dein Zeichentalent war ja mit Sicherheit schon früh erkennbar und beginnende Künstlerlaufbahnen werden von Eltern oft eher sorgenvoll betrachtet … Wurdest Du von zu Hause gefördert oder war es eher so, dass Du Dich gegen Widerstand durchsetzen musstest?

Ich wusste bis ich Anfang 30 war, nicht wirklich, was ich machen wollte. Ich mäanderte sehr lange durch verschiedene Studiengänge (20 Semester!). Zum Schluss machte ich mein erstes Staatsexamen als Grundschullehrer an der Kunstakademie Münster. Dabei erfuhr ich, dass die Fachhochschule in Münster im Studiengang Grafik-Design das Schwerpunktfach Illustration anbot. In den vergangenen vielen Semestern hatte ich mich wenig mit Maschinenbau/Architektur/Pädagogik/Mathe/Deutsch, allerdings viel mit Zeichnen beschäftigt. Ich zeigte meine Arbeiten dem damaligen Professor Marcus Herrenberger. Dieser bot mir an, bei ihm weiter zu studieren.
Dies war dann nun wirklich das, was ich machen wollte. Wir erarbeiteten eigene Projekte, gingen auf Buchmessen. 2004 machte ich mein Diplom, seitdem arbeite ich als Illustrator.
Meinen Eltern war das Zeichnen immer ein wenig suspekt. Unter einem richtigen Beruf verstanden die beiden etwas anderes als „Comiczeichner“ oder ähnliches.
Sie wollten mich halt irgendwie „versorgt“ sehen. Eine ordentliche Lehre hätte meinen Eltern gefallen, Lehrer wäre auch in Ordnung gewesen.
Du siehst schon, da war eher Widerstand …

Wie definierst Du „Erfolg“ und was siehst Du persönlich als Deinen größten Erfolg an?

Als Illustrator ist es eigentlich schon Erfolg, wenn man von seinem Beruf leben kann. Ich kann aktuell davon leben, auch wenn man nicht zu sehr an seine Rente denken darf.
Momentan bin ich, trotz Covid19, mit der beruflichen Situation sehr zufrieden. Einige Bücher laufen recht gut, die aktuellen Projekte machen eigentlich alle großen Spaß. Gerade ist ein Bilderbuch erschienen, bei dem ich auch den Text geschrieben habe: „Monster!“. Ein Buch, über das ich mich besonders freue! Hier der Kauflink zu genialokal.

Du bist ziemlich ausgebucht, um es vorsichtig auszudrücken. Wie entscheidest Du, welche Projekte Du übernimmst?

Ich möchte mich als Illustrator weiterentwickeln, d.h. ich brauche und suche auch immer ein paar Freiheiten. Das geht bei manchen Projekten mehr, bei manchen weniger. Bilderbücher sind eigentlich am schönsten, weil man sich da als Illustrator am meisten einbringen kann. Klasse ist, wenn der Verlag dabei auch ein wenig mutig ist, man vielleicht auch illustrativ etwas Neues ausprobieren kann.

Wie sieht ein ganz normaler (Arbeits-)Tag bei Dir aus?

Im Prinzip ganz normal:
Frühstück mit der Familie, danach fahre ich entweder ins Büro oder arbeite zu Hause. Ich arbeite in Münster in der Ateliergemeinschaft „Ateliers Hafenstraße 64“.
Dort arbeiten auch andere Illustratoren, aber eben nicht nur. Es ist wichtig, einen Austausch zu haben, mal einen Kaffee zu trinken, jemanden zum Reden zu haben. Und dann wird sogar mal gearbeitet. Ein Arbeitstag umfasst nicht nur das Zeichnen und Malen. Als Illustrator bin ich selbstständig, muss also auch alles andere selber machen: Steuern, Korrespondenz usw…
Ich möchte mich aber nicht beklagen, ich kann mir meinen Arbeitstag bestimmt flexibler als andere einteilen.

Es gibt unglaublich viele Illustratoren, unglaublich viele begabte Künstler, die gerne illustrieren möchten. Was rätst Du einem jungen, begabten Nachwuchsillustrator?
Was ist in deinen Augen das Wichtigste, wenn man sich bemerkbar machen und bei Verlagen punkten will?

Illustrator ist kein geschützter Beruf, d.h. jeder kann sich erst einmal Illustrator nennen. Es macht aber natürlich Sinn, sich in der Sparte irgendwie weiterzubilden. Ein Grafik-Design-Studium ist da schon sehr hilfreich. Und dann schließlich, last but not least, müssen die Verlage von einem erfahren. Wir sind immer zu den Buchmessen gepilgert. Dort bieten die Verlage Illustratoren-Sprechstunden an.
Ich persönlich ziehe es vor, den Verlagen Arbeitsproben zu schicken. Die Schlangen bei den o.g. Sprechstunden sind seeeeeeehr lang und eher deprimierend. Bei zig Mappen den oder die eine zu finden, ist für die Lektoren wirklich sehr schwierig.
Arbeitsproben haben den Vorteil, dass man sie an viele Verlage gleichzeitig verteilen kann. Man bekommt viele Absagen, aber da heißt es: stur bleiben!
Immer weiter schicken, verschiedene Themen abdecken: was kann ich am besten, könnte ich mir vielleicht auch vorstellen, etwas ganz anderes zu illustrieren?

Ich versuche immer, mir ein paar Wochen im Jahr für Projekte freizuhalten, die mir wichtig sind, für die ich aber (noch) keinen Verlag habe. Derzeit gelingt mir das noch nicht konsequent, muss ich ehrlich zugeben. „Nein“ sagen fällt mir immer noch schwer. Wie hältst Du es mit Projekten abseits der Illustration? Nimmst Du Dir bewusst Zeit, auch mal was anderes zu machen?

Auch ich nehme mir immer wieder Auszeiten: dann male ich meine Acrylbilder/Collagen oder entwickle Geschichten oder Ideen. Das ist natürlich nicht immer einfach. Man muss da manchmal schon für kämpfen, mir gelingt das auch viel zu selten. Ich glaube jedoch, dass sich das auf Dauer lohnt.
„Monster!“ ist z.B so entstanden und ein, zwei von diesen Ideen liegen immer noch auf den Schreibtischen von diversen Verlagen. Bei solchen Projekten steckt dann natürlich viel mehr von einem selber drin und sie machen, im Endeffekt, am meisten Spaß.

Manche zeichnen mit Vorliebe Tiere, andere Landschaften oder Autos. Wenn man sich Deine Website genau ansieht, erkennt man eine eindeutige Vorliebe für Monster (die wir übrigens teilen. Eines meiner liebsten Bücher als Kind war „Wo die wilden Kerle wohnen“ von Maurice Sendak.) Woher kommt diese Vorliebe?

Ich habe immer schon das Schräge, manchmal etwas Morbide gemocht.
So ein Geschmack entwickelt sich ja auch irgendwie ganz langsam und behutsam, setzt sich aus vielen Bausteinen zusammen: Wie ist man aufgewachsen, welche Freunde hatte man, was hat man gelesen und welche Filme hat man gesehen.
Meine Eltern haben mir ein sehr sicheres Zuhause geboten, so dass ich viel Raum zum „rumspinnen“ hatte. Mit meinen Freunden konnte ich dieses Rumspinnen teilen
Mit Clever&Smart-Comics fing meine Lesekarriere an, ging über Roald Dahl, Tolkien, King zu Paul Auster. Bei Kinofilmen tendiere ich eher zu „Stadt der verlorenen Kinder“ als zu „James Bond“. Aktuell lese ich wieder viel Comics.
Bei den etwas schrägeren Typen kann man sich, zeichnerisch, einfach mehr austoben.

Die Bewunderung für Tolkien, Stephen King und Paul Auster haben wir gemeinsam, „Stadt der verlorenen Kinder“ ist eine Bildungslücke, werde ich füllen 😉!

Lieber Stephan, nochmals vielen Dank, dass Du Dir Zeit für unser Interview genommen hast!

Ich freu mich wie verrückt auf unsere weiteren gemeinsamen Projekte und hoffe, es kommen noch viele!

Dito!

 

 

Und jetzt zu unserem Meet&Greet Gewinnspiel:

Stephan und ich verlosen exklusiv für meine Very Important Readers, 3 von uns beiden signierte Exemplare des sehnsüchtig erwarteten zweiten Bandes von KURT mit dem Titel „EinHorn kommt selten allein“.

Was musst Du tun, um zu gewinnen?

Schreib mir in einer E-Mail bis zum 6.9. um Mitternacht, welchen Geschöpfen Stephans Vorliebe gilt (Tipp: sein neues Buch heißt auch so 😉!)

P.S: Der Versand dauert dieses Mal etwas länger, weil das Buch erst Ende September erscheint!

 

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Ich freu mich auf Dich!
Deine Chantal